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Das Zwölfeläuten (Mittagläuten) richtet heute keinen Schaden mehr an.

Kurzum. Jede(r) kann seine Weißwurst verspeisen wenn ihm danach ist. Weißwurstessen ist an keine Uhrzeit gebunden. Obwohl die Mär vom „Zwölfuhrläuten“ schon längst überholt ist, sitzt diese uralte „Regel“ immer noch in vielen Köpfen. 

Das Zwölfeläuten hatte früher wohl seine Berechtigung. Rein schon aus praktischen und logischen Gründen. „Die Weißwurst darf das Zwölfeläuten nicht hören.“ Der Grund dafür war so simpel wie einfach. Die Weißwurst wurde ja früher mit rohem Brät und fast nicht vorhandenen Kühlmöglichkeiten aufgehoben und war dementsprechend empfindlich gegen Wärme. Und vor allem im Sommer gibts ja viel Wärme. Es konnte leicht vorkommen, das die Weißwurst verdorben war und der Metzger auf seiner schlechten Ware sitzen blieb. Der Spöckmeier-Wirt, Richard Süßmeier hat einmal gesagt: „A alte Weißwurst kommt gleich nach dem Knollenblätterpilz!!!“ Das Zwölfeläuten war sozusagen der Endpunkt, dass man noch gute Weißwürste zu sich nehmen konnte. Danach wurde es heikel. Eben aus den oben angeführten Gründen. Auch wurde früher im Wirtshaus am Mittag umgedeckt und da hatte die Weißwurst als Brotzeit nix mehr verloren.

In heutiger Zeit werden ja die Weißwürste nach dem Abdrehen sofort gebrüht. Erst dann gehen die Schmankerl an die Ladentheke oder in die Wirtsküche. Dort werden sie bei Bedarf erneut erwärmt. Und die abgebrühten Würste sind deshalb auch nicht mehr so empfindlich wie in grauer Vorzeit. Und die moderne Kühlung tut ihr übriges. Bei einigen wenigen Metzgern kann man in aller Herrgottsfrüh noch kesselfrische Weißwürste geniessen. Vorausgesetzt, man kennt den Metzger gut. Dann geht immer ein bissl was. Und kesselfrisch sind sie halt doch noch am Besten. Das man die Weißwurst heute gut kühlen kann, ist die Weiße eigentlich immer frisch. Man kann nach Lust und Laune seinem „Glüstl“ zu jeder Tageszeit nachgehen. Vormittags,  am Nachmittag statt Tee und Gebäck, am Abend statt bayerischer Brotzeit oder nach einem langen Wirtshausstammtisch auch Nachts. Aber aufgepasst!! Die Weißwurst ist nicht unbegrenzt haltbar. Nach zwei Tagen im Kühlschrank sollte man die Weiße dann servierfertig zubereiten. Völlig unbedeutend ist es deshalb, dass die Weißwurst noch am Herstellungstag bis spätestens um 12 Uhr gegessen sein soll.

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