Esstechnik

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Beim Weißwurst Essen gibt es keine Vorschrift, aber wehe Sie verstossen dagegen

Die Technik des Weißwurst-Essens

Dieser Artikel in der Weißwurstresolution von 1957 sagt klipp und klar. Jede(r) kann die Weißwurst essen, wie sie (er) mag.

Weißwurstresolution von 1957

1.) Die Methode der Traditionalisten (Der Abbeisser)

Nach uralter bayerischer Tradition wird die Weißwurst nicht geschnitten oder geschält, sondern sie wird in die Finger genommen und es wird von der Weißwurst ganz simpel und einfach abgebissen, nachdem sie in den süssen Senf getaucht wurde (mit dem Senf nicht sparen). Kurz und schmerzlos. Sie können diese Verzehrmethode sogar im vornehmen Restaurant praktizieren. Mich hat noch keiner deswegen schief angeschaut. Und wenn doch, is mir das wuaschd.  Also verspeisen wir die Weisswurst mit Haut und Haaren…..allerdings ist das nicht Jedermanns Sache. Auch eingefleischte Weißwurst-Fans greifen zu Messer und Gabel, aber ohne sie mit vielen Schnitten zu misshandeln. Nicht-Bayern beäugen die Weisswurst und ihre Geniesser oft recht argwöhnisch, sitzen meist gegenüber und zerlegen sie dann mit derben Längs- und Querschnitten.Den Einheimischen läuft es allein beim Zuschauen eiskalt herunter.Ist die Weißwurst doch eine geradezu kultisch verehrte Leibspeise. Trotz aller Bemühungen, geht bei vielen Ungeübten das Zeremoniell ziemlich „zaag“.

Alfons Schuhbeck:

Ich habe im Leben noch nie die Haut der Weißwurst auf dem Teller gelassen. Bei den Wienern essen sie ja auch die Haut mit. Und warum nicht bei der Weißwurst?

Kurzanleitung auf bayerisch
1. Neman’s de Wuaschd in d’Finga.
2. Schdeggan se’s in Sempft.
3. Beissn´s genüsslich ab.
4. Kauen und Oweschlugga.
5. An Bissn Brezn nochschiam.
6. Mid Weißbia obeschwoam.

2.) Der Längsschnitt (Horizontalschnitt)

Es gibt, so sagt der Philosoph, im Leben keine wahre Mitte. So gibt es auch bei der Weißwurst keine echte Hälfte. Trotzdem ist diese Methode vor allem bei jenem Menschenschlag Favorit, der pingelig fein säuberlich seinen Schreibtisch aufräumt, der gerne staubsaugt, der also von Haus aus ordentlich ist. Der versucht zuerst die glitschige Wurst mit der Gabel einzufangen, ihre Haut und das darin gefangene Brät mit dem Messer längs in der Mitte so weit durchzutrennen, dass die untere Haut, also quasi die „skin down under“ wie der Australier sagen würde, nicht beschädigt wird. Dann klappt er die Hälften auseinander, schiebt mit dem Messer zuerst die eine, dann die andere – unter Fixierung der gegenüberliegenden mit der Gabel – von der Haut. Der Nachteil: die Wurst erkaltet schneller!

3.) Der Längsschnitt „light“
Funktioniert wie der Längsschnitt. Nur darf hier die Weißwurst in der Mitte geteilt werden. (Ein entgegenkommen an Anfänger und Frauen)

4.) Zuzln (Zuzzeln)

 Das „zuzln“ ist ein Saugverfahren ,ähnlich dem, zur Erzeugung von Knutschflecken. Heutzutage ist zuzln nicht mehr zeitgemäß und deshalb völlig „out“. Das zuzeln ist eigentlich nur noch legendenbedingt. In früheren Zeiten war die Brät wesentlich weicher und die Haut wesentlich härter als heute und deshalb konnte die Weißwurst leicht gezuzld werden. Die heutigen Weißwürste sind wegen des festeren Bräts und der sehr weichen Haut eher „zuzlungeeignet“. Probieren Sie das zuzln deshalb erst gar nicht. Kurzum. Die Weißwurst wird NICHT gezuzelt.

5.) Der König Ludwig Schnitt (Kreuzschnitt)

Schon mal was vom “König Ludwig Schnitt” gehört? Hierbei handelt es sich aber nicht wie vermutet um die königliche Haarpracht, sondern um eine besondere Form der Verzehrmethode der Meißwurst. Dieser Schnitt wird abgewandelt relativ oft verwendet, ohne das der Weißwurst Geniesser weiß, wie der Schnitt heißt. Wer den “König Ludwig Schnitt” beherrscht, outet sich als echter Wurst-Kenner.

Das bayerische Rautenmuster 

6.) Der Querschnitt (Vertikalschnitt)

Auch eine gängige und appetitliche Sache. Der Radlschneider schneidet sich Rad für Rad ab und schneidet den Anschnitt ein, fixiert das Rad mit der Haut am Tellerboden und rollt sein Stück Weißwurst heraus.

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